Der Donnerstag ist für mich zu einem der schwierigsten Tage der Woche geworden. Eigentlich sollte ich mich auf den Donnerstag freuen, denn da ist Wochenmarkt auf dem Breslauer Platz, da kann man leckere Sachen fürs Abendessen kaufen…
Und haargenau da beginnt mein Problem, denn vor das Abendessen haben die Götter der kulinarischen Tageseinteilung das Mittagessen gesetzt. Und da werde ich donnerstags von zwei verlockenden Alternativen zermalmt, als befände ich mich zwischen Skylla und Charybdis. Zum einen zieht es mich zu Barbaras Kaffeetafel, wo es die besten handgemachten Maultaschen und einen grandiosen schwäbischen Kartoffelsalat gibt, zum anderen gibt’s hier am Donnerstag Steckerlfisch. Oh, mein Gott, Steckerlfisch!
Den hab ich kennengelernt, als ich in München die Biergärten und das Schwabinger Nachtleben erforschte an der Ludwig-Maximilians-Universität studierte, da war der Steckerlfisch meine Lieblingsdiät in den Biergärten der Stadt. Eine große, gegrillte Makrele, vielleicht noch eine Brez’n und ein schönes, kaltes Bier… dieser Dreiklang brachte mich seinerzeit verlässlich in den kulinarischen Himmel. Und ich hab es immer bedauert, dass dem Steckerlfisch keine nationale Karriere gelungen und er eine lokale Berühmtheit geblieben ist. Verläßlich findet man ihn nach wie vor nur in bayrischen Biergärten. Und donnerstags auf dem Markt am Breslauer Platz, am Stand von „Steckerlfisch und Co.“
Da ruft einem ein freundlicher Mensch „Ich freue mich, dass sie da sind!“ entgegen, und dann kann man sich seinen Steckerlfisch aussuchen. Neben den fetten, aromatischen Makrelen werden auch Forellen angeboten, und für diejenigen, die den (insbesondere bei der Makrele sehr unproblematischen) Kampf mit den Gräten nicht aufnehmen wollen, werden auch Filets in die Grillkörbe gepackt. Dazu gibt’s eine selbstgemachte, ziemlich Dill-lastige Remoulade und auf Wunsch gehackte Zwiebeln. Und das alles für sagenhafte 5,50 Euro.
Da kann ich selten widerstehen. Da könnte ich nie widerstehen, wenn nebenan nicht noch diese Maultaschen wären. Verfluchte Donnerstage!
Steckerlfisch & Co.
Winterfeldtstr. 5,
Berlin
030 23621277
Die Brettljause liegt am
… und der nette Herr aus der Hütte dann eine großzügige Portion Ahle Worscht aus Hausschlachtung (!) von absolut überirdischer Qualität vor einen hinstellt …
… dann ist man mit sich, mit der Welt und sogar mit den nordhessischen Klotzköppen derart im Reinen, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Ab sofort gehört die “Brettljausen” (im Sommer nur Samstags und Sonntags geöffnet) zum Pflichtprogramm bei Heimatbesuchen.
Die
Die wahre Qualität eines Wirts erweist sich aber, wenn ein Gast sich daneben benimmt. Wie wird er reagieren, wie wird er diese heikle Situation meistern? In diesem Sommer war ausgerechnet ich es, der Herrn Lentsch in dieser Hinsicht auf die Probe stellte. Ich hatte mein Handy, das eh schon tagelang nicht geklingelt hatte, nicht ausgeschaltet. Wer sollte mich denn schon im Urlaub am Montag abend anrufen? Und dann kam es, wie es kommen musste: Gerade als Herr Lentsch uns den Wein an den Tisch brachte, klingelte mein Handy. Und mein Handy klingelt nicht einfach, es spielt die entscheidenden Minuten des WM-Finales 1954 ab. „Aus dem Hintergrund müßte Rahn schießen… Rahn schießt… Tor! Tor! Tor!“ donnerte Herbert Zimmermann durch den eben noch beschaulichen Gastgarten, während ich mit fliegenden Fingern versuchte, den Störenfried auszuschalten. Herr Lentsch zuckte mit keiner Wimper, entkorkte den Wein und sagte, während er mir den Probierschluck einschenkte, verschwörerisch zwinkernd: „