Wenn man eine große Stadt (oder gar eine Weltstadt) nur gelegentlich besucht, dann wäre es idiotisch, anlässlich dieser Besuche immer das gleiche Lokal aufzusuchen. Stammlokale sind ja zuhause gut, schön und sinnvoll aber in der Fremde ist es wesentlich reizvoller, sich tagtäglich auf Abenteuer- und Entdeckungsreise zu begeben. Warum fährt man denn weg? Doch gerade, weil man dem alltäglichen Trott entkommen will!
Noch idiotischer kann man sich nur verhalten, wenn man in der Fremde nicht nur das gleiche Lokal aufsucht,sondern immer auch das gleiche bestellt. Menschen, die so etwas tun, sind antriebslose kulinarische Dilettanten, die besser gar nicht erst verreisen sollten, weil sie sich in der Fremde sofort nach zu Hause sehnen.
Merkwürdigerweise gehen die geduldigste Gemahlin von allen und ich, wenn wir nach Paris fahren, immer zuerst ins Restaurant L’Espérance, und dort bestellen wir das, was wir immer bestellen: einmal Couscous Royal mit Lamm, einmal Couscous Mechoui (gibt’s nur Donnerstag, Samstag und Sonntag) sowie eine Flasche des roten Hausweins aus Algerien.
Wenn man einmal den Couscous im L’Espérance gekostet hat, wird man uns verstehen. Der Couscous-Gries, den sie hier servieren, hat ein herrlich nussiges Aroma und hat eine dermaßen fluffige Konsistenz, dass derjenige, der ihn zum ersten Mal gekostet hat, auf ewig für alle „Instant-Couscous“-Varianten (einfach heißes Wasser drauf kippen) verloren ist. Der traditionelle Gemüse-Sud ist leicht säuerlich und damit appetitanregend, was auch bitter nötig ist, den im L’Espérance glaubt man an üppige Garnituren. „Royal mit Lamm“ beinhaltet zwei Merguez, ein Hühnerbein, eine Beinscheibe vom Rind sowie einen gegrillten Lammfleisch-Spieß.
„Um Himmelswillen, da werden ja zwei von satt“, ruft da der Laie aus. Mag ja sein, aber wir haben doch noch was bestellt. Mechoui, Lamm (manchmal Hammel! Ja, Hammel!) am Spieß gegrillt, knusprig, fettig, reichlich, ein Traum! Und dazu der saubere, ehrliche algerische Landwein…
Kommen wir zu den Preisen. Couscous zwischen 9 (vegetarisch) und 15 Euro (Royal tutti completti), die Flasche Wein für 10 Euro… Jaja, offensichtlich kalkuliert hier ein Wahnsinniger, und es kommt noch besser: hier gibt’s nicht nur Couscous, hier kann man auch die französischen Bistro-Klassiker von Andouillette bis Gigot dÀgneau genießen, das Dreigang-Menü für unglaubliche 11,50 Euro.
Kein Wunder, dass der Laden jeden Abend brechend voll ist, zumal sich vorne, im Bar-Bereich, die Menschen aus der Nachbarschaft treffen, ihren Pastis oder Vin Rouge trinken, miteinander klönen und Touristen wie uns auf das herzlichste begrüßen.
Wie eingangs gesagt: es ist idiotisch, in einer Weltstadt wie Paris immer das gleiche Lokal aufzusuchen. Es sei denn, es ist das L’Espérance. Dann ist es logisch.
L’Espérance
9 rue de l’Espérance
75013 Paris
033 1 45 80 22 55
Ok ich sehe schon Paris Fan, nachdem ich diesen Blog durchgelesen habe. Dto.! Waren gerade 4 Tage dort, etwas teurer aber gut gewohnt in der Residence Dauberton (5.ieme), gleich um die Ecke rue Moufftard.
Da 40. Hochzeitstag und Geburtstag abzufeiern war, haben wir uns Mittags das Atelier von Joel Robouchon gegönnt. Spitze!
Die anderen Empfehlungen habe ich mir für den nächsten Parisbesuch notiert.