Wir müssen wieder mehr werden

Ich glaube, es war Joachim Król, der vor ein paar Jahren in einer Alfredissimo-Folge von Dreharbeiten in Wien erzählte, während denen ihm plötzlich klar wurde, dass Kellner mal ein Lehrberuf war. Und wie wunderbar es ist, von einem Kellner betreut zu werden,  der diesen Beruf beherrscht und liebt.
Dem ist wenig hinzuzufügen. Die im Service eines Lokals tätigen Menschen sind hauptverantwortlich für das Ge- oder Misslingen eines Abends. Ein schlechter Kellner kann einen Sterne-Koch auf Imbiss-Niveau runterrocken, ein guter Kellner kann einen Gummi-Adler wie ein Poulet de Bresse servieren. Um Himmelswillen, ich weiß nicht mehr, wie damals der Koch im L’Etoile in der Großbeerenstraße hieß, aber die wunderbaren Gespräche mit Serge  sind mir immer noch präsent, als hätte er mir erst gestern die Speisekarte in die Hand gedrückt. Nichts gegen die Kochkunst von Dieter Kaldewey damals im alten Riehmer’s, aber ohne Lottis Herzlichkeit oder den staubtrockenen Humor Silvanas hätten niemals so viele Menschen den Weg in die  Hagelberger Straße gefunden.
Die Menschen im Service  sind nicht nur die wahren Helden der Gastronomie, sie sind das, was  deutsche Blogs gerne wären: kulturelle Aggregatoren, die sich durch den steten Austausch mit ihren halbgebildeten Stammgästen zu beredten Universalgenies fortgebildet haben.
Lokalreporter Gerald Angerer hat zwei Prachtexemplare dieser Kellner-Species aufgetan und mit ihnen eine Videoserie gedreht. Er lässt Peer Martiny und Michael Egger im Restaurant Cantamaggio vor der Kamera über Gastronomie und die Welt, über Gott und Gäste daher schwadronieren, dass es die reine Freude ist.

Tatsächlich. Kellner wie die beiden müssen unbedingt wieder mehr werden. In der Gastronomie und überall. Kleine Videos, aber ganz großes Kino. Macht Spaß.

Dieser Beitrag wurde unter Dies und Das abgelegt und mit , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Wir müssen wieder mehr werden

  1. wow, grade hats gepiept, eine nachricht kurz vorm einschlafen, dein blog, lieber chris ~ danke dir dafuer ~ auf die kellner!

  2. Ulla sagt:

    Bin mit einem ‚Gelernten‘ verheiratet, der allerdings früh ausgestiegen ist, da er bald nur noch von Ungelernten umgeben war. Jetzt profitiere ich zuhause von seinen erlernten Fähigkeiten! Beim Einkehren und Ausgehen schauen wir sehr interessiert zu und erleben sowohl positives als auch negatives.

  3. na mensch, kneti & plethi im modus ihrer selbst ~ da staunt der laie..

  4. Hallo,
    sinkende Mitarbeiterzahlen in der Gastronomie und Einbrüche der Umsätze die auf Qualitätsverluste durch Personalmangel zurück zu führen sind.Befinden wir uns in einem Teufelskreis?
    mit freundlichen Grüßen
    L.Leyens

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert