Eine Inneneinrichtung wie aus einem Luis-Trenker-Film, eine Heerschar freundlichster Kellner, die mit balkemdickem Mafia-Akzent Freundlichkeiten daherradebrechen (ich möchte wetten, dass die allesamt in ihrer Freizeit besser deutsch sprechen als ich) und eine klassische, solide Italiener-Karte – wie soll man sich in so einem Laden nicht wohl fühlen?
Natürlich sind die Tischdecken rotkariert, natürlich sind vom Carpaccio über Saltimbocca bis zum Tiramisu alle Klassiker auf der Karte, und natürlich nennt der Kellner mich „Dottore“, wenn er mir den Stuhl hinrückt. Nicht natürlich ist, dass hier wirklich sehr, sehr gut gekocht wird. Was sie angesichts der aufgerufenen Preise auch müssen, das Preisniveau liegt zwei bis drei Euro über dem „Umme-Ecke-Italiener“. Die Pizza fängt bei sieben Euro an, die Hauptgerichte bei zwölf, dreizehn. Und sie sind es wirklich wert.
Die Vorspeisenplatte, die wir uns gönnten und prompt zu fotografieren vergaßen kann man nur zu zweit bewältigen, wenn man hinterher noch einen Hauptgang und eventuell Dessert essen will. Carpaccio, Meeresfrüchte-Salat und Vitello Tonnato sind üppig portioniert, offensichtlich hausgemacht und schmecken, wie es sich gehört, da kann man nicht meckern, vor allen Dingen über die Sauce des Meeresfrüchtesalats nicht, wer die nicht mit dem schönen dazu gereichten Weißbrot aufmoppt, ist selber schuld.
Die Hauptgerichte: Die geduldigste Gemahlin von allen hatte die tradionellst-mögliche Pizza bestellt, eine Napoli mit Tomatensauce, Sardellen, Mozzarella, die war absolut köstlich. Vielleicht machen sie hier einen Tick mehr Käse drauf als in Neapel, so dass sie obenrum auch einen Tick weicher daher kommt… aber das ist Meckern auf Bundesliga-Niveau, nach besserer Pizza mus man in Berlin schon ein wenig suchen.
Gar nichts zu meckern gab’s bei meiner nicht minder traditionellen Kalbsleber in Salbeibutter, die Leber war perfekt gebraten, also innen noch rosa und saftig, die frischen Salbeiblätter schmiegten sich ans Fleisch, die begleitenden Röstkartoffeln waren knusprig und die frischen grünen Bohnen kamen mit geraade soviel Speck und Knoblauch daher, dass alles bestens harmonierte… da stießen wir mit dem offenen Pinot Grigio doch gern auf das Wohl des Kochs an.
Auch beim Abgang schwächelte das Mare Monte nicht, Grappa aufs Haus, Komplimentchen hier, Komplimentchen da… da kann man gar nicht anders als Stammgast werden. Im Winter gibt’s übrigens jeden Dienstag Abend ein ebenfalsl sehr empfehlenswertes All-you-can-eat-Buffet. Da muss man reserviert haben, um einen Platz zu bekommen. An anderen Tagen sollte man reservieren, der Laden ist immer gut besucht. Kein Wunder. Hier schmeckt’s, hier macht’s Spaß, hier fühlt man sich wohl.
Ristorante Mare Monte
Bismarckstr. 3
12157 Berlin
030 74004554
Komplette Zustimmung. Der Laden fällt vielleicht ein bisschen zu sehr ins Klischee, bleibt dabei aber stimmig, und das Essen ist wirklich sehr gut.
Pingback: Splitterbrötchen (DCCCXIL) | Chris Kurbjuhns Netzecke