Zum alten Krug

Die geduldigste Gemahlin von allen war’s, die dieses Lokal für uns entdeckte. Beim Naumburg-Bummel spähte sie mit Kennerblick den Lindenring hinunter, sah in der Ferne (okay, es waren fünfzig Meter) ein paar Tische und Sonnenschirme und meinte “Lass uns da mal gucken!”
Wer bin ich denn, einen Sitzplatz und ein erfrischendes Kaltgetränk auszuschlagen? Und so saß ich Minuten später hoch erfreut vor einem frischen Pilsener und begann, die Speisekarte zu studieren. Nur Sekunden später (so lang man braucht um die Worte “Blutwurst” und “gebraten” zu lesen) war es an mir, einen sinnreichen Vorschlag anzubringen: “Warum essen wir hier nicht zu abend?”
Zum Essen verließen wir jedoch den Biergarten und setzten uns in die angenehm rustikal eingerichtete Gaststube. Wir orderten überraschenderweise einmal die gebratene Blutwurst und einmal Dicke Rippchen, pikant eingelegt und knusprig gebraten, beides mit Sauerkraut. Auf das Sauerkraut sind Küche und Wirt stolz, und das mit Recht. Deutlich säuerlich und nur knapp gedünstet, so dass es noch Biss hat (wer sein Sauerkraut eher milde und fast verkocht mag, sollte ein anderes Lokal aufsuchen), da kann man nicht meckern. Die dicken Rippchen waren herrlich mürbe, die fielen vom Knochen, und die in der Pfanne krümelig gebratene Blutwurst schmeckte gut nach Knoblauch, Majoran und nach was gute Blutwurst eben schmecken kann. Dazu trank ich einen ausgezeichneten trockenen Silvaner, die Rippchen ließen sich von einem fruchtigen Riesling (ebenfalls aus der Region) begleiten. Uns ging’s gut!
Wer einfach und deftig, aber gut essen möchte, der macht nix falsch, wenn er in den “alten Krug” geht.

Zum alten Krug
Lindenring 44
06618 Naumburg

03445 200406

www.hotel-zum-alten-krug.de

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Zum Stammtisch

 

Der “Stammtisch” ist ein heimtückischer Ort. Kaum ist man von Bord der “MS Bad Kösen” gegangen und wägt ab, ob man zuerst den Anstieg zur Rudelsburg wagen oder doch besser als erstes den Steilhang zur Burg Saaleck meistern soll, da hechtet der Geruch nach frischer Rostbratwurst einem in die Nase und meuchelt alle Pläne zur körperlichen Ertüchtigung. Genau, sollen die anderen schon mal den Berg raufkeuchen, wir machen’s uns hier erst mal gemütlich. Was? Es gibt Bier vom Faß? Ist ja famos! Und selbstgemachte Bratkartoffeln ebenfalls? Wir sind begeistert. Und was – bitteschön – habe ich unter einem Bratklops zu verstehen? Ach? Machen Sie auch selber? Nun gut, dann zwomal den Bratklops mit korrespondierenden Bieren, bitte!
Der Bratklops des “Stammtisch” hat das Zeug zur Mutter aller Buletten. Von imposanter bis majestätischer Größe, mit schöner Kruste ummantelt und von sahnig-weicher Konsistenz… besser ist gebratenes Hackfleisch nicht hinzukriegen. Zwei warnende Hinweise: Der Bratklops ist kräftig gepfeffert, wer nur ein Bier trinken möchte, sollte vielleicht etwas anderes bestellen. Und das vorherrschende Gewürz im Bratklops ist Kümmel. Schmeckt erstaunlich gut, ist aber möglicherweise nicht jedermanns Sache.
Unsere aber schon. Nach mit äußerster Willenskraft bewältigtem Auf- und Abstieg zu bzw. von Burg Saaleck waren die nächsten Bratklopse fällig.

Zum Stammtisch
Burgstr.
Bad Kösen

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Zille-Stube

„Zille-Stube“! Normalerweise gehen bei mir sämtliche Alarmglocken los, wenn ich so einen Restaurant-Namen höre. Meist sind „Zille-Stuben“ verlässliche Garanten für gastronomischen Etikettenschwindel, übel verkitschte Gastro-Folklore oder prolligsten Eckkneipencharme.
Nichts davon trifft jedoch auf die „Zille-Stube“ in Naumburg zu. Die Zillestube verfügt über eine kleine, mit feinem Trödel geschmackssicher eingerichtete Gaststube, wo man es sich gern gemütlich macht. Und wenn dann die freundliche Wirtin, Frau Killich, ein frisches Wernesgrüner und die Karte bringt, dann verdreht man vor Vorfreude die Augen. Warum gibt es nicht mehr Restaurants wie die „Zille-Stube“? Lokale, die den Mut haben, den Mainstrema zu verlassen, die einige wenige, aber originelle, frisch zubereitete Gerichte anbieten, anstatt seitenweise Schnitzelvariationen anzubieten, die doch immer auf das selbe herauslaufen. Hier in der „Zille-Stube“ hat man sich auf natürliche Zubereitungen und Wildkräuter spezialisiert, und obwohl die Karte nur 5 vegetarische und 5 fleischige oder fischige Hauptgerichte nennt, fiel es uns schwer, uns zu entscheiden. Der „Heuchelhase mit Karottenpüree“ hatte gelockt, aber ich blieb bei Schweinemedaillons mit ofengebackenen Kartoffeln im Wildkräuterschmand und Blattsalaten hängen, während die geduldigste Gemahlin von allen sich gebratenen Zander mit in Rote-Bete-Saft gekochten Kartoffeln auf Taubnessel-Spinat einverleibte. Nach der ersten Gabel waren wir entzückt, nach dem Leeren unserer Teller begeistert. Leichte, frische, bürgerliche Küche, kein langweiliger Gesundheitspamps, und diese wilden Kräuter sind eine echte kulinarische Bereicherung. Keine Ahnung, was sich da alles in meinem Salat rumtrieb, aber er schmeckte grandios aromatisch, und der Taubnesselspinat war eine kleine kulinarische Sensation! Für den nächsten Naumburg-Besuch haben wir die „Zille-Stube“ (hier ein Link zur Geschichte des Lokals: http://www.naumburger-buerger.de/10.html) bereits wieder fest eingeplant.

Zille-Stube
Mariengasse 2
06618 Naumburg

0445202800

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Shezan

Ich ess ja gern indisch. Allein schon in diese Brote (egal, ob das knusprige scharfe oder diese leckeren fettig-aufgepusteten Fladen, ess ich alles!) könnte ich mich reinsetzen! Ansonsten wird bei Inders meist kräftig geingwert, was ich lautstark befürworte, und als fortgeschrittener Pfefferfresser können mich die ganzen Curries und auch diese (angeblich) höllenscharfen Vindaloo-Gerichte nicht schrecken, nur immer her damit!
Was ich allerdings bei den meisten Indern vermisst habe, war ein schönes Entenegericht. „So ein leckeres Entencurry“, dachte ich in meinen indischen Tagträumen, „das wär doch mal was.“ – „Wenn Tandoori Chicken geht, müsste doch eigentlich auch Tandoori Duck gehen“, war ein anderer dieser nicht vom Gaumen zu weisenden Gedankengänge. Nun, seit gestern Abend ahne ich zumindest, warum das Irrwege waren.
Gestern abend war die Qype City Night im Shezan, und, oh Wunder, hier standen endlich mal Entengerichte auf der Karte. Nach entsetzlichen Momenten des Zweifels („Nicht doch diese dreiteilige Entenplatte?“) entschied ich mich für Ente Tikka, also Ente gegrillt mit Honig, Ingwer, Paprika, Zwiebeln und Koriander. Und bald stand die Ente auch vor mir, sie brutzelte, wie es sich gehört, auf diesem heißen Tikka-Stein oder wie das Ding heißt, Rauchschwaden stiegen auf, Supershow. Dann nahm ich die erste Gabel und wusste mit einem Schlag, warum es nur bei wenigen Indern Entengerichte gibt. Man schmeckt die Ente nicht heraus. Gegen diesen wuchtigen Mehrklang von Koriander, Paprika und diversen indischen Gewürzen hatte der Entengeschmack keine Chance. Das hätte genauso gut Lamm oder Huhn sein können, es war beim besten Willen nicht heraus zu schmecken, von welchem Tier die ansonsten recht appetitlichen Fleischstücke vor mir stammten. Nuja. Nun bin ich klüger.
Ansonsten war‘s meine zweite Qype City Night, es hat wieder großen Spaß gemacht, sich mit den lieben Kollegen auszutauschen, mit großer Wehmut musste ich das Lokal schon verlassen, als die anderen sich gerade mal warmgequatscht hatten, aber da am heutigen Tage der Wecker um 5 Uhr 30 klingelte…
Nächstesmal!
Und beim Inder bestell ich keine Ente mehr.

Shezan
Neue Roßstraße 13, An der Roßbrücke
10179 Berlin
030 24600950

www.shezan-restaurant.de

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Ryf Yorckstraße

Eine sympathische Eigenschaft des Berliners ist, dass er an die Allmacht der Sprache glaubt. So ist der Berliner z. B. fest davon überzeugt, dass Menschen nicht mithören können, wenn man im gleichen Raum über sie redet, sofern man dies in der dritten Person tut.
Leider muss ich konstatieren, dass der Berliner in dieser Sache vielleicht doch ein kleines bisschen irrt, denn folgenden Dialog, in dessen Mittelpunkt ich unfreiwillig stand, habe ich sehr gut hören können, nachdem ich in einem Frisiersessel bei Ryf Platz genommen hatte.
Kreuzberger Urgestein: “Hee, Frollein, wieso issen der da jetzt vor mir dran?“
Friseurin: „Der Herr hat einen Termin.“
Kreuzberger Urgestein: „So, der hat einen Termin. Wie hat der da denn das gemacht?“
Friseurin: „Der Herr hat angerufen und einen Termin gemacht.“
Kreuzberger Urgestein: „So. Angerufen hat der da. Und deshalb kommt er vor mir dran?“
Friseurin: „Ja.“
Kreuzberger Urgestein: „Wollt ick ja nur wissen.“
Der Rest meines Haarschnitts verlief in Schweigen, dass ich erst brach, als mir die Friseurin, die mir ganz hervorragend die Haare geschnitten hatte, die Rechnung präsentierte. Da sagte ich: „Und jetzt zahlt der da auch noch 5 Euro weniger als er da, weil er einen Schnupper-Gutschein hat.“

Ryf Yorckstraße
Yorckstr. 88
10965 Berlin

030 7864066

www.ryf.de

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Gasthaus Winkelhausen

Wenn man in Hille jemanden fragt, wo man hier gut essen kann, zögert der keine Sekunde (okay, wenn es ein bodenständiger Westfale ist, dann zögert er schon mal das ein oder andere Sekündchen) und sagt: “Bei Winkelhausen”.
Und wenn man dann das erste Mal das Gasthaus Winkelhausen betritt, dann weiß man auch, warum es den bodenständigen Westfalen hier so gut gefällt: dieses Gasthaus ist der Inbegriff des Soliden, wenn der Begriff “bürgerliche Küche” nicht schon längst zum Standard der Restaurantbeschreibung gehören würde, für dieses Lokal müsste man ihn erfinden. Das Bier kommt frisch aus dem Hahn, der feine, offene Riesling hat ein schönes Pfirsich-Aroma und die Speisekarte tut ihr möglichstes, den misstrauischen Gast (“Ob das so gut ist wie bei Muttern?) nicht mit kulinarischen Neuerungen in nacktes Entsetzen zu stürzen. In Lokalen wie dem Winkelhausen isst man Schnitzel in verschiedenen Variationen, löffelt Ratsherrentöpfe aus und freut sich auf das Vanille-Eis mit heißen Himbeeren. Wogegen ja nix zu sagen ist, wenn die Gerichte gut gemacht sind. Und hier wird gut gekocht, sonst wäre der Laden ja nicht so voll.
Die solide bürgerliche Küche hat jedoch nicht nur Vor- sondern auch Nachteile. Ich zum Beispiel führe seit Jahren einen erbitterten Feldzug gegen Saucen zu paniertem Fleisch: es ist der Gipfel der kulinarischen Unlogik, eine separat vorgekochte Pampe über eine knusprige Panade zu kippen! Leider praktizieren sie das im Winkelhausen ganz gerne, aber da’s der Mehrheit der Stammgäste so zu schmecken scheint, übergebe ich meine Lanze meinem treuen Knappen Sancho Pansa und setze meinen Feldzug bei der nächsten Windmühle fort. Und über die Dosenchampignons, die ich auf meinem Teller fand, decken wir mal den Mantel des Schweigens. War die Küche wohl ein bisschen im Stress, weil wir am Schlemmerbuffet-Abend unbedingt a la carte essen wollten.
Ansonsten hat der bodenständige Westfale mit seiner Antwort auf die eingangs gestellte Frage hundertprozentig recht.

Gasthaus Winkelhausen
Lübbecker Str. 9
32479 Hille
0574 93104

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Kamps am Friedrich-Wilhelm-Platz

Ist halt ’ne Kampsfiliale. Hier bekommt man das Sortiment, was es auch in anderen Kampsfilialen gibt. Wem das Kamps-Mehrkornbrötchen schmeckt, der kann es hier kaufen, die anderen gehen zwei Häuser weiter zum anderen Bäcker. Das absolute Highlight der Filiale ist jedoch der Backwarenverkäufer, der offenbar eine Zweitkarriere als Komiker anstrebt.
Dialogprobe:
Er: “Darf ich Ihnen noch unseren Sommerschlager anbieten? Immer wieder gern genommen: das Kassenzettelchen.”
Ich (verdattert): “Äh… nein, danke, heute mal nicht.”
Er: “Recht haben Sie. Bei dem Wetter will man sich ja nicht so abschleppen!”
Die Schrippen hier sind preiswert, der Typ ist unbezahlbar!

Kamps am Friedrich-Wilhelm-Platz
Friedrich-Wilhelm-Platz 1
12161 Berlin
030 85074909

www.kamps.de

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Rewe Supermarkt

Hier, in dieser kleinen, leicht verrumpelten Mickymaus-Ausgabe eines Supermarkts, praktizieren die freundlichen Angestellten, die an der Kasse sitzen oder die Warenregale auffüllen, eine im Aussterben begriffene Tätigkeit, eine Kunst, die in wenigen Jahren (vielleicht schon in wenigen Monaten) im Orkus ewigen Vergessens verschwunden sein wird: sie grüßen.
Jeder Kunde, der erwartungsvoll den kleinen Markt betritt, wird mit einem höflichen “Guten Tag” begrüßt und – nachdem er seine Einkäufe erledigt hat – mit “Auf Wiedersehen!” verabschiedet.
Tja, denkt man staunend, während man das Mindesthaltbarkeitsdatum der Butter zu entziffern versucht, ist ja eigentlich schön, wenn die Menschen höflich zu einem sind. Und man beschließt: hier, bei den netten Menschen, geh ich ab sofort öfters einkaufen. Auch wenn das Sortiment unentschlossen zwischen “klein” und “gewöhnungsbedürftig” (der Friedenauer Nahkäufer bevorzugt Schlemmerfilet und Dosensuppen und steht Soja-Sauce skeptisch gegenüber) schwankt, die Bio-Abteilung durchaus erweiterbar scheint und Wein – okay, den holen wir sowieso bei Cavatappi nebenan. Sicher gibt’s größere Supermärkte. Preiswertere. Schickere. Aber keine freundlicheren.

Rewe Supermarkt
Görresstr. 3
12161 Berlin

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Zur gemütlichen Ecke

Schon bald drei Jahrzehnte strahlt die Säufer-Sonne von der Ecke Großbeeren- und Wartenburgstraße auf den Eingang der “gemütlichen Ecke” herab. Nuja, was manche Menschen so als gemütlich empfinden. Ordentlich Gummibäume in den Fenstern, innendrin noch die dunkel gebeizten Tische und Stühle, die Fa. Schultheiß vor dreißig Jahren zu Eröffnung hineingestellt hat, ein großer Tresen mit den üblichen, preiswerten Verdächtigen im Regal dahinter. Die Gäste stammen samt und sonders aus den umliegenden Häusern, von weit her ist nur mal Herwig Mitteregger (offenbar unter den Folgen eines schweren Originalitätskrampfs leidend) in die gemütliche Ecke gekommen, um sich interviewen zu lassen (http://www.morgenpost.de/printarchiv/politik/article16580…. Der zum Interview gehörende Artikel gilbt in der Kneipe vor sich hin, genau wie die Stammgäste, die jedoch brav auf ihren Stühlen sitzen, ein Bierchen vor sich und die Zigarette in der Hand, statt wie der Artikel in der Schaufensterscheibe zu hängen. Mehr weiß ich über diese Gaststätte nicht zu sagen, denn ich hab die “gemütliche Ecke” noch nie betreten, obwohl ich seit Jahrzehnten nur ein paar Häuser weiter wohne. Da mochte der Durst und das Bedürfnis nach menschlicher Gesellschaft noch so groß sein, da gab es immer Alternativen, in die Stampe mochte ich nie gehen. Und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wer außer den Stammgästen und Herwig Mitteregger in diese Kneipe gehen möchte.
Und doch scheinen unglaublich viele Menschen einen Besuch in dieser Kneipe in Erwägung zu ziehen, wenn ich den Leserbriefen in Tagesspiegel, Morgenpost, Kurier und Hauptstadtblog Glauben schenken darf. Denn alle, wirklich alle militanten Nichtraucher würden sofort in die Eckkneipen Berlins strömen, wenn dort das absolute Rauchverbot durchgesetzt würde. Irgendwas begeisterndes muss die “gemütliche Ecke” also haben, dass sie so viele Nichtraucher dermaßen magisch anzieht, dass sie sie unbedingt rauchfrei haben wollen. Was das genau ist, weiß ich leider – obwohl selber Nichtraucher – nicht. Deshalb bleibt’s bei einem Punkt.

Zur gemütlichen Ecke
Großbeerenstr. 23
10963 Berlin

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Romiosini am Bundesplatz

Das erste Highlight sind die Wandgemälde. Erinnert sich noch jemand an die „Illustrierten Klassiker“? In meiner Jugend gab es diese Comic-Hefte, die gestresste Eltern ihren Sprößlingen damals lieber kauften, als die neue Micky-Maus, weil in den „Klassikern“ statt Donald Duck eben Hamlet bebildert wurde. Die Hefte waren in einem ganz bestimmten Stil gezeichnet, und in diesem Stil sind sämtliche griechischen Gottheiten in quietschbunten Mamma-Mia-Farben an die Wände des Romiosini gemalt. Gastro-Trash vom Feinsten, einfach super!
Das zweite Highlight: Die Preise. Um Gotteswillen, hat die Karte ein Selbstmordkandidat oder ein Insasse einer Nervenheilanstalt kalkuliert? Grillplatten zwischen 4 und 6 Euro, Pizza mit Salami, Schinken und Champignon für 2,98… wie soll das gehen? Irgendwo muss da doch ein Haken sein!
Misstrauisch bestellten wir einen gemischten Vorspeisenteller und eine Portion Gyros mit Tzatziki, Salat und Brot.
Angesichts der Tatsache, dass ich für Vorspeisenteller, Gyros und ein großes Bier lediglich 10,03 Euro bezahlt habe (wir hatten einen Gutschein dabei, der uns zehn Prozent Rabatt und zwei Glas Sekt aufs Haus garantierte), verbietet sich jede Meckerei. Der Vorspeisenteller war selbst als Hauptgericht für eine Person zuviel, etwas eingelegtes Grillgemüse, Dolmadakia, und drei große Löffel Tsatiki, Taramas und Auberginenpüree wollen erstmal bewältigt werden. Das Gyros war reichlich, der Salat und das Tzatziki ordentlich und die obenauf liegenden Zwiebelringe roh, wie es sich gehört. Unglaubliches Preis-Leistungsverhältnis!
Die Kehrseite dieser Kalkulation bekamen wir dann auch zu sehen: Der ziemlich große Laden am Bundesplatz war voll, die Terrasse ebenfalls (wundert das eigentlich wen, bei den Preisen?), viele Familien mit Kindern waren da und sorgten für fröhlich-lärmige Kulisse, aber dieses freundliche Chaos von über hundert Menschen, die essen und trinken wollten, musste von zwei (ja, zwei!) Kellnerinnen bewältigt werden. Bewunderungswürdig, dass den Damen die gute Laune und die Freundlichkeit nicht verloren ging. Logisch, dass man eine Viertelstunde warten musste, bis die Kellnerin etwas atemlos die Bestellung aufnehmen konnte. Unvermeidlich, dass einige Tische nicht sofort abgeräumt werden konnten.
Andererseits: Irgendwo muss man sparen, um derartige Preise realisieren zu können, und hier müssen offenbar einige wenige die Arbeit von vielen tun. Irgendjemand muss bei „geiz ist geil“ schließlich doch die Zeche bezahlen.
Fazit: Das Essen war okay, das Preis-Leistungs-Verhältnis sensationell. Ob wir in absehbarer Zeit wieder kommen, weiß ich nicht. Ich geb offen gestanden lieber ein paar Euro mehr aus. Dann kann die Küche einen höheren Wareneinsatz fahren, dann gibt‘s auch was abseits des Mainstreams zu essen und ich muss kein schlechtes Gewissen wegen der Konsequenzen meiner Schnäppchenjägermentalität haben.

Romiosini am Bundesplatz
Bundesplatz 2
Berlin
030 81487870

www.romiosini-berlin.de

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