Romiosini am Bundesplatz

Das erste Highlight sind die Wandgemälde. Erinnert sich noch jemand an die „Illustrierten Klassiker“? In meiner Jugend gab es diese Comic-Hefte, die gestresste Eltern ihren Sprößlingen damals lieber kauften, als die neue Micky-Maus, weil in den „Klassikern“ statt Donald Duck eben Hamlet bebildert wurde. Die Hefte waren in einem ganz bestimmten Stil gezeichnet, und in diesem Stil sind sämtliche griechischen Gottheiten in quietschbunten Mamma-Mia-Farben an die Wände des Romiosini gemalt. Gastro-Trash vom Feinsten, einfach super!
Das zweite Highlight: Die Preise. Um Gotteswillen, hat die Karte ein Selbstmordkandidat oder ein Insasse einer Nervenheilanstalt kalkuliert? Grillplatten zwischen 4 und 6 Euro, Pizza mit Salami, Schinken und Champignon für 2,98… wie soll das gehen? Irgendwo muss da doch ein Haken sein!
Misstrauisch bestellten wir einen gemischten Vorspeisenteller und eine Portion Gyros mit Tzatziki, Salat und Brot.
Angesichts der Tatsache, dass ich für Vorspeisenteller, Gyros und ein großes Bier lediglich 10,03 Euro bezahlt habe (wir hatten einen Gutschein dabei, der uns zehn Prozent Rabatt und zwei Glas Sekt aufs Haus garantierte), verbietet sich jede Meckerei. Der Vorspeisenteller war selbst als Hauptgericht für eine Person zuviel, etwas eingelegtes Grillgemüse, Dolmadakia, und drei große Löffel Tsatiki, Taramas und Auberginenpüree wollen erstmal bewältigt werden. Das Gyros war reichlich, der Salat und das Tzatziki ordentlich und die obenauf liegenden Zwiebelringe roh, wie es sich gehört. Unglaubliches Preis-Leistungsverhältnis!
Die Kehrseite dieser Kalkulation bekamen wir dann auch zu sehen: Der ziemlich große Laden am Bundesplatz war voll, die Terrasse ebenfalls (wundert das eigentlich wen, bei den Preisen?), viele Familien mit Kindern waren da und sorgten für fröhlich-lärmige Kulisse, aber dieses freundliche Chaos von über hundert Menschen, die essen und trinken wollten, musste von zwei (ja, zwei!) Kellnerinnen bewältigt werden. Bewunderungswürdig, dass den Damen die gute Laune und die Freundlichkeit nicht verloren ging. Logisch, dass man eine Viertelstunde warten musste, bis die Kellnerin etwas atemlos die Bestellung aufnehmen konnte. Unvermeidlich, dass einige Tische nicht sofort abgeräumt werden konnten.
Andererseits: Irgendwo muss man sparen, um derartige Preise realisieren zu können, und hier müssen offenbar einige wenige die Arbeit von vielen tun. Irgendjemand muss bei „geiz ist geil“ schließlich doch die Zeche bezahlen.
Fazit: Das Essen war okay, das Preis-Leistungs-Verhältnis sensationell. Ob wir in absehbarer Zeit wieder kommen, weiß ich nicht. Ich geb offen gestanden lieber ein paar Euro mehr aus. Dann kann die Küche einen höheren Wareneinsatz fahren, dann gibt‘s auch was abseits des Mainstreams zu essen und ich muss kein schlechtes Gewissen wegen der Konsequenzen meiner Schnäppchenjägermentalität haben.

Romiosini am Bundesplatz
Bundesplatz 2
Berlin
030 81487870

www.romiosini-berlin.de

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