Seehoada

Wenn wir im Sommer in Podersdorf Urlaub machen, zieht’s uns fast jeden Tag auf einen oder zwei Dämmerschoppen in den Seehoada. Woran liegt’s? Etwa daran, dass der Seehoada der erste Heurige ist, an dem man auf der Seestraße vorbeikommt?
Das allein ist natürlich schon ein gewichtiges Argument, ist in unserem Fall aber nicht ausschlaggebend. Wir haben 3 Gründe fürs Immer-Wieder-Kommen:
1. Wein
2. Essen
3. Roberto
1. im Seehoada gibt’s wirklich anständigen, von der Familie Gisch selbst angebauten und gekelterten Wein. Wer – wie wir – beinahe jedes Jahr herkommt – merkt schnell, dass Wein ein Naturprodukt ist, dass vom Wetter, Klima, Terroir usw. abhängt und jedes Jahr ein wenig anders schmeckt. In diesem Jahr haben uns der Welschriesling und der Zweigelt (Das Viertel jeweils ca. 2 Euro) besonders gut geschmeckt. Aber auch ein paar edelsüße Raritäten stehen auf der Weinkarte, die man unbedingt probiert haben sollte.
2. Beim Essen fährt der Seehoada zweigleisig. Zum einen gibt’s die üblichen belegten Brote und kalten Platte, die man beinahe in jedem burgenländischen Heurigen findet, also Grammelschmalzbrot, Speckbrot, Hausplatte, Käseplatte usw. Die Brote sind groß, die Preise klein, die Qualität stimmt, und wenn man was warmes in den Bauch bekommen will, dann kann man sich am neben dem Eingang gelegenen Imbiss etwas mit an den Tisch nehmen. Der Weg zum Imbiß ist Mittwochs und an Wochenenden Pflicht, weil es dann die leckersten Grillhendl von ganz Podersdorf gibt. Der Imbiß sorgt auch für die akustische Untermalung des Weingenusses. Die Stimme, die die fertigen Essen ausruft („Einmal Grillkotelett mit Pommeeeeeeeees!“) bleibt einem das ganze Jahr im Ohr.

3. Die Seele des Seehoada ist aber unbestritten Roberto, der Kellner. Wie dieser Mann mit unerschütterlicher Gelassenheit durch überfüllte Tischreihen navigiert, auch komplizierteste Bestellungen in Bruchteilen von Sekunden aufnimmt und an den richtigen Tisch befördert und dabei immer noch Zeit für einen kleinen Schwatz mit „seinen“ Gästen hat, das macht einfach Spaß.

Kleine Warnung zum Abschluß: Nur bei gutem Wetter hingehen, wenn man draußen sitzen kann. Der Hof ist nur teilweise überdacht. Und die Gaststube des Seehoada strahlt eine geradezu terroristische 50er-Jahre-Atmosphäre aus, da sitzen wir doch eher ungern. Auch wenn Roberto uns den Wein und das Speckbrot bringt.
Update 2009: Im Seehoada  ist’s wie immer, und das ist sehr, sehr gut so. Roberto ist in Top-Form, und der wunderbar frische Welschriesling ebenfalls. Die Überraschung: der 2007er Pinot Noir, ein Hammer! Die Heurigen-Weine fangen an, zu den Erzeugnissen der Top-Winzer aufzuschließen.

Seehoada
Seestraße 90

Podersdorf am See
004321772246

Update: Auch der Seehoada ist dem Sterben traditioneller Heurigen-Wirtschaften zum Opfer gefallen. Dem Vernehmen nach wirrkt Roberto jetzt irgendwo in Wien.

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Eine Antwort zu Seehoada

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