Trattoria Roma

Die Trattoria Roma ist eins dieser Lokale, die man gerne übersieht. Seit vier Jahren steigen die geduldigste Gemahlin von allen und ich auf dem Nachhauseweg am U-Bahnhof Bülowstr. in den M19-Bus um. Genau da ist die Trattoria Roma, und gestern haben wir zum ersten Mal dort gegessen. Warum so spät? Keine Ahnung, wir haben sie einfach übersehen, aber gestern haben wir sie wahr genommen, uns hinein verfügt und gleich wohlgefühlt. Helle Hölzer, rotkarierte Tischtücher, so hab ich meinen rustikalen Italiener gern. Als die Speisekarte kam, wäre ich allerdings beinahe gleich geflüchtet, das tue ich nämlich meistens, wenn Sepisekarten ganz oder teilweise in Frakturschrift gesetzt sind. Derartige Folklorismen verheißen meist nichts gutes, und ich wollte schon vorschlagen, nur den Aperitif zu trinken und weiterzuziehen, aber die geduldigste Gemahlin von allen meinte, ich solle mich nicht so haben, ich wäre ein arroganter Snob und ich sollte meinen Chardonnay trinken und einfach irgendwas bestellen. Nuja, der Chardonnay war gut und nicht aus dem Barrique, da hab ich gern auf die Gemahlin gehört und die Speisekarte genauer studiert, und da war ich plötzlich sehr positiv überrascht. Nicht unbedingt wegen der Gerichte, es sind die üblichen „Italiener-um-die-Ecke-Spezialitäten drauf“, von Mozzarella-Tomate bis Filetto-Spitzen-alla Chef, Pizzapastapizzaiolla, die ganze Palette, aber sie hatten Pizza Sofia Loren! Ich liebe Pizza Sofia Loren. Die kannte ich bisher nur von einer mittlerweile geschlossenen Pizzeria am Roseneck. Auf einer Pizza Sofia Loren liegt so dieses und jenes drauf, aber ganz oben, und daher hat sie ihren Namen, haben zwei Spiegeleier zu liegen, mit je einer Kaper auf jedem Dotter. Immer, wenn ich eine Pizza Sofia Loren sehe, breche ich in haltloses Gelächter aus. Weil ich aber Pizza Sofia Loren lieber angucke als esse habe ich dann von der Fischkarte (Es steht wirklich „Fischers Firtz fischt frische Fische“ in Fraktur drüber, die Speisekarte ist so furchtbar) Babycalameres mit Meeresfrüchten in Tomatensauce genommen, und die waren wirklich lecker. Ordentlich geknofelt, leckere Livorneser Sauce und mit den Meeresfrüchten nicht gegeizt, dazu ein Salätchen mit Öl und Essig zum Selber anmachen und ganz anständiges, aber nicht frisches Brot. Nix zum Hosianna! rufen, aber solide, authentische Hausmannskost, hat geschmeckt und satt gemacht, und ein zweiter Chardonnay hat auch noch reingepaßt. Die geduldigste Gemahlin von allen speiste das gleiche, war ebenso zufrieden, und die Pizzen, die an den Nebentisch getragen wurden (leider keine Sofia Loren dabei) wurden dort sehr gelobt. Wirklich ordentlich. Wenn nur diese fürchterliche Speisekarte nicht wäre.

Trattoria Roma
Potsdamer Str. 131

Berlin

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