Polidor

Ein Wahnsinnsladen. Man setzt sich hin, guckt die karierten Tischdecken an, das Bistro-Besteck, das vor einem liegt, die große Tafel mit den Spezialitäten, die sicher auch schon das eine oder andere Jahrzehnt dort hängt… jetzt fehlt nur noch Jean Gabin, der mit Gitanes im Mundwinkel hereinstürmt und einen Rouges runterstürzt.
Quatscht. Geht ja nicht. Ist ja Rauchverbot. Gabin müsste seinen Rotwein nikotinfrei trinken.
Ansonsten stimmt alles, die Brasserie Polidor ist ein wunderbares Denkmal der französischen Restaurantkultur. Hier saßen schon Verlaine und Rimbaud, und letzten Dienstag saßen auch wir da. Staunten, dass man hier eine Flasche Petrus für 2500 Euro und ein Drei-Gang-Menü für 22 Euro bestellen kann, und entschieden uns nach reiflicher Überlegung für das Drei-Gang-Menü, dass man sich aus verschiedenen Alternativen zusammenstellen kann. Ich startete mit einer üppigen, köstlich-cremigen Linsensuppe, in der zur Vollendung etwas Foie Gras aufgelöst war (brillante Idee!), die geduldigste Gemahlin von allen aß leichter und (wie immer) vernünftiger eine traditionelle Hechtpastete mit Grüner Sauce, zum Hauptgang lagen Schweinebäckchen mit Currysauce auf meinem Teller, begleitet von einem wunderbar buttrigen Kartoffelpüree, auf dem Teller gegenüber lag wunderbar zarte Rinderzunge in scharfer Paprikasauce mit Salzkartoffeln. Zum Nachtisch genossen wir in froher Eintracht Bavaroise mit schöner, säuerlicher Johannisbeersauce – ein Traum!
Und die ganze Zeit fragten wir uns, was das für ein Buffet war, neben dem wir saßen. Lauter kleine, durchnummerierte Fächer… was bewahrt man in so einem Ding auf? Die freundliche Bedienung erklärte es uns, als wir unsere – für das Gebotene erfreulich niedrige – Rechnung beglichen. In diesem Buffet warten die Serviettenringe (!) der Stammkundschaft auf ihre Bestimmung. Ein Buffet für Serviettenringe… Frankreich ist ein herrliches Land!

Polidor
41 Rue Monsieur le Prince
75006 Paris
0033143269534

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Eine Antwort zu Polidor

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