Ach ja, der Diener. Den such ich heutzutage eher selten auf. Weil mich dieses Lokal durch seine bloße Existenz daran erinnert, wie alt ich mittlerweile bin. Und daran erinnert mich der Diener unweigerlich, weil ich die ersten Male, als ich den Laden frequentierte, noch am Tisch von Bob Biberti (Comedian Harmonists) sitzen durfte. Tja, ist schon eine ganze Weile her. War eine andere Zeit. Damals betrieb man als Theaterschaffender das Kampftrinken noch als schönes Hobby, und der Diener war die Arena, wo man die Sportskameraden traf, um sich im fairen Wettstreit zu messen. An gelungenen Abenden herrschte in dem Laden eine absolut geniale Stimmung, an den weniger gelungenen Abenden konnte einem das gleiche Lokal mit den gleichen Gästen ungeheuer auf den Zeiger gehen.
Genauso war’s mit der Super-Tunte, die hier gekellnert hat. An einem Abend waren die Sprüche zum Tränenlachen (“Sag mal, die Bulette schmeckt so komisch, als ob das Pökelfleisch wäre…” – “Wat? Fleisch? In unsere Buletten??!”), am nächsten Abend hat er einen so genervt, dass man sich regelrecht überwinden musste, etwas neues zu bestellen. Aber was soll’s, frisches Bier musste auf den Tisch, also hat man sich zusammen gerissen.
So war das damals im Diener, und mancher Kollegen hat sich im Morgengrauen direkt von der Grolmanstraße zum Drehort fahren lassen.
Heute ist so etwas undenkbar. Heute sind wir alle vernünftiger geworden. Ruhiger. Gesitteter.
Schade.
Diener
Grolmanstr. 47, S Bahn Savignyplatz
10623 Berlin
030 8815329