Den ersten Stern gibt‘s schon mal für die Idee, ein französisches Restaurant „Belmondo“ zu nennen. Ausgezeichnete Wahl. Der Mann hat so überzeugend Charaktere gespielt, die wussten, wie man es sich gutgehen lässt, das muss er aus Erfahrung getan haben.
Den zweiten Stern gibt‘s für die Inneneinrichtung. Stil modernes französisches Bistro, superbequeme Bänke und Stühle und natürlich die ganzen Belmondo-Bilder an der Wand. Da sitzt man gern, hält sich am Glas Cremant (sehr empfehlenswert) fest und leistet Erinnerungsarbeit: Ist das Bild aus „Le Magnifique“ oder aus „Der Unverbesserliche“? Aber das da, das muss „Der Greifer“ sein… oder doch „Angst über der Stadt“? Und da die zahllosen Kinostunden, die ich mit Belmondo verbracht habe, beinahe ausnahmslos angenehme waren, ist es überhaupt nicht schwer, sich hier wohl zu fühlen.
Die Sterne drei, vier und fünf gibt‘s für‘s Essen und die Getränke. In einem Laden, der „Belmondo“ heißt, muss französisch gekocht werden, und das tun sie hier mit Leidenschaft. Ich hatte zur Vorspeise eine Fischsuppe bestellt und bekam einen Baukasten hingestellt. Eine Schale Fischsuppe von kräftigem Aroma, ein Schälchen Rouille, etwas geriebenen Käse, ein paar geröstete Brotscheiben nebst Knoblauchzehen zum Einreiben… französischer geht‘s beinahe nicht, dazu passte der offen ausgeschenkte Muscadet ganz ausgezeichnet. Auf dem Teller gegenüber lag ein weiterer französischer Klassiker, gegrillter Ziegenkäse auf Salat mit fruchtigem Dressing, ebenfalls zum Niederknien. Zum Hauptgang lag auf beiden Tellern das gleiche, saftiges rosa Lammrückenfilet unter einer Kräuterpaste, mit sensationellem Kartoffelpüree (in ein Filo-Teig-Päckchen eingebacken) und Ratatouillegemüse sowie ein Bohnenbündelchen, und das schmeckte alles tatsächlich so raffiniert, wie es aussah, ganz großes Tennis. Dazu gab‘s einen souverän die Muskeln spielen lassenden Bordeaux, der sicherlich auch dem Namensgeber des Lokals geschmeckt hätte, der in dieser Hinsicht ziemlich anspruchsvoll sein soll.
Gar nicht anspruchsvoll sind hingegen die Preise. Hier ist das Belmondo ziemlich variabel. Suppen und Vorspeisen gibt‘s zwischen 4,50 Euro und ca. 11 Euro (man kann allerdings auch Kaviar mit Blini „zum Tagespreis“ bestellen, die Hauptgerichte bewegen sich zwischen ca. 12 und 30 Euro. Das Weinangebot ist (noch?) relativ klein, aber (eine Wohltat in Berlin!) sehr fair bepreist.
Wenn‘s mich das nächste Mal nach französischen Klassikern (da stand noch eine Kaninchenkeule mit Backpflaumen auf der Karte. Und der freundliche Kellner – der den sechsten Stern bekäme, wenn es ihn denn gäbe – hatte noch ausdrücklich auf die „Café de Paris“-Butter hingewiesen. Und die gegrillte Dorade sei eine Spezialität des Küchenchefs…) gelüstet, werd ich wieder hier einfallen. Und das wird sehr bald sein. Vorher bestell ich mir aber noch ein paar Belmondo-DVDs. Ein paar von den Streifen würde ich wirklich gerne wiedersehen.
Nachtrag Januar 2010: Nach gut einem Jahr wiederbesucht. Wenn man sich außerhalb von Frankreich an unaufgeregter, aber perfekter Bistro-Küche erfreuen möchte, dann ist das „Belmondo“ die erste Adresse. Schnecken mit Kräuterbutter, Entrecote mit „Beurre maître d´hôtel“, Creme Brulée… derart klassisches Essen gibt es in vielen Restaurants, aber nach der Perfektion, mit der hier gearbeitet wird, muss man auch in Frankreich lange suchen. Dazu der gutgelaunte, humorige Service, die kleine, feine Weinkarte… Sämtliche Zutaten für ein Lieblingsrestaurant sind vorhanden, da müssen wir bald wieder hin.
Belmondo
Knesebeckstr. 93
10623 Berlin
030 36287261
http://www.belmondo-berlin.de
Na dann, nichts wie hin in die Knesebeck 93!
Wir waren gerade 5 Tage in Berlin und auch im Belmondo. Schönes frz. Bistro, freundliche Bedienung und Preis/Leistung stimmt.Leider hatte unser Entrecôte etwas Biss. Besser war es im ‚Entrocôte‘ in der Schützenstraße! Auch hier typisch frz. Flair, Essen war prima und wir hatten das Gefühl, dass wenn wir wieder vor die Tür treten, sind wir vielleicht in Paris! Berlin hat an Restaurants wirklich viel zu bieten, wir waren immer zufrieden Z.B. auch im VAU und natürlich im Borchart.
Soso, das „Entrecôte“. Muss ich wohl doch mal hin… 🙂