Seit bald 20 Jahren gibt es in der Hornstr. 1 Gastronomie, und die Geschichte der Läden, die es dort versucht haben, als “wechselvoll” zu bezeichnen, wäre eine leichte Untertreibung. Angefangen hat die Location als edelmexikanische Bar mit hörenswertem elektrischem Klavierautomaten, aber den Kiezbewohnern war’s wohl zu teuer, und der Automat war dauernd kaputt. Sodann folgte die unvermeidliche syrische Billigpizzeria in mehreren Inkarnationen, schließlich ein durchaus bizarrer Kubaner und zu vorletzt eine planlos ein Vierteljahr vor Inkrafttreten des Rauchverbots gegründete Shisha-Bar, die vor ein paar Wochen die Pforten Schloss. Aufgeregt warteten wir, wer denn nun in der Hornstr. 1 sein Glück versuchen würde. Mit allem hatten wir gerechnet, aber nicht mit einer kulinarischen Sensation.
Denn nichts weniger ist das “3 Moms”, was hier seit ein paar Wochen den Kiez beglückt. Hier gibt es Sushi in zahllosen Variationen und authentisches vietnamesisches Homecooking. Von Suhsi versteh ich nix, ich ess das Zeugs gelegentlich ganz gerne, aber die Feinheiten dieser Leckerei entgehen mir, deshalb nur soviel: Die Karte ist lang, die Dinger werden frisxch gemacht, schmecken lecker und es gibt sie mittags und abends in preiswerten Sets zwischen 6 und 18 Euro.
Aber die Sensation ist das veitnamesische Homecooking. Wie uns die äußerst liebenswürdige inhaberin versicherte, sei dass, was da auf den Tisch kommt, einfache vietnamesische Hausmannskost, und seit ich bei 3 Moms gegessen habe, weiss ich, dass Menschen, die sich in Vietnam am Küchentisch niederlassen, im Paradies leben. So lockere, luftig-leichte Gerichte, dermaßen überwältigende Gewürze und Aromen… da vergisst man den Allerwelts-Asiaten, bei dem man sonst den Reismampf (aber schön scharf bitte) herunterwürgt und geht zu den 3 Moms und isst stattdessen einen fluffigen Reisnudelsalat mit in Betelblätter (!) gewickelten Rinderhackfleischbällchen, probiert die krosse Ente auf Currysauce oder eins von den anderen wechselnden Gerichten. Diese vietnamesische Hausmannskost mundet dem europäischen Gaumen vorzüglich, ist eine mehr als willkommene Abwechslung von allem, was wir sonst so essen und – auch wenn ich mich jetzt wiederhole – so mordslecker, dass wir seit der Eröffnung vor ein paar Wochen schon drei Mal da waren. Muss ich mehr sagen? Wohl nicht. Hingehen!
Update: Absolut erstaunlich, wie die drei vietnamesischen Mütter am Finetuning ihres kulinarischen Angebots feilen. Die Karte wurde im letzten halben Jahr mindestens dreimal verändert, ohne ihren Charakter, den Schwerpunkt auf einfache vietnamesische Hausmannskost, zu verlieren. Sushi gibt’s nicht mehr, dafür gibt’s mehr leckere Vorsuppen um 3 Euro, der heimliche Hit des Hauses, die Sommerrolle (große Frühlingsrolle im weichen Reispapier) wird in verschiedenen Variationen (Rind, Huhn, Tofu) angeboten, und sie servieren einen großen, Pak-Choi-dominierten Salat mit verschiedenen Garnituren zum Dumping-Preis von 6,90 Euro, der einfach zum Niederknien ist. Leichter und leckerer kann man nicht zu Abend essen.
3 Moms
Hornstr. 1
10965 Berlin
030 23628364
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