Manchmal kann Berlin sehr unübersichtlich sein. Zum Beispiel, was seine Waldhäuser anbelangt. Wenn man sich im „Waldhaus“ verabredet, dann kann das in Zehlendorf gemeint sein. Oder das an der Havelchaussee. Oder das am Scholzplatz gelegene Sardegna a Tavola, das früher ebenfalls mal „Waldhaus“ hieß. Wenn man Verwechslungen vermeiden will, verabredet man sich am besten beim Sarden statt im Waldhaus, auch wenn die Waldhäusigkeit noch auf dem Wirtshausschild zu finden ist.
Sonderlich sardisch ist das allerdings nicht, was hier angeboten wird. Es sind eher die italienischen Küchenklassiker, die das eher konservative Klientel im Westend ansprechen sollen. Mit Erfolg, der Laden läuft: Mit Vitello Tonnato fängt man Berliner.
Aber die Berliner kommen nicht nur wegen dem (übrigens ganz ausgezeichneten) Vitello Tonnato, im Sardegno a Tavola machen sie fast alles richtig. Die Karte ist erfreulich klein gehalten, eine paar Pizzen, ein paar Pasta-Gerichte, fünf sechs Hauptgänge mit Fleisch. die gleiche Anzahl mit Fisch, und das ergänzt durch Tagesangebote, die auf einer Schiefertafel stehen, die mit den Getränken an den Tisch gebracht wird.
Nanu, was sehen wir denn da? Frittierte Sardellen zum Kampfpreis? Da denkt die geduldigste Gemahlin von allen nicht lang nach sondern ordert, und ich zog mit einem „Insalata del Imperatore“ nach, ich hab nun mal eine Schwäche für gutgelaunt hochstapelnde Speisekarten-Poesie, und außerdem mag ich gebratene Champignons und Garnelen, die das Alleinstellungsmerkmal des „Imperatore“ waren.
Und ich hab meine Bestellung nicht bereut. Zwei Garnelenspieße, ordentlich frische Champignons dazu, nicht zuviel Grünzeugs, ein Dressing, das mit dem dazu getrunkenen weißen Hauswein harmonisierte… ja, so lässt sich’s italienisch leben.
Die Sardellen fanden den Beifall der lieben Frau, die ansonsten hier auch gern zur Pizza greift. Und ich kann noch das derzeit auf der Tageskarte befindliche Doradenfilet mit Spinat, Kapern und Oliven sehr empfehlen, das ist mal eine schöne, schmackhafte Abwechslung zur ewigen im ganzen gegrillten Dorade.
Man merkt’s: Wir sind öfters hier. Was einerseits daran liegt, dass hier um die Ecke die Verwandschaft wohnt, andererseits wird hier aber auch wirklich gut gekocht, und der Service ist sehr freundlich bis herzlich. Und – jedes gute Lokal verträgt auch ein Original – der aktuelle Oberkellner ist wirklich ein Auge und ein Ohr voll. Der Mann zieht die Peppone-Nummer mit Pomade im Haar, gedrechseltem Schnurrbart, vor sich hin gesummten Italo-Schlagern und augenrollend radegebrochenem Deutsch-Italienisch dermaßen konsequent durch, dass sich bei humorloseren Gästen als uns eine gewisse Ratlosigkeit breit macht.
Bei uns nicht, wir sitzen gern im schönen Garten, oder im hölzern rustikalen Inneren des Waldhauses. Beim Sarden.
Sardegna a Tavola
Heerstr. 138
14055 Berlin
030 30096933