Apples Restaurant im Park Hyatt Hotel, Hamburg

Wenn ein Restaurant überhaupt cool sein kann, dann ist das Apples im Park Hyatt ein sehr, sehr cooles Restaurant. Das geht schon los, wenn man die Speisekarte in die Hand nimmt. Wo andere Gourmet-Restaurants sich in Speisekarten-Poesie ergehen oder den unerfahrenen Gast mit Ausdrücken wie „Sphären“ oder „Espumas“ in Verwirrung stürzen, gibt man sich im Apples robust selbstbewußt und pflegt das Understatement. Man schreibt einfach in die Karte, was auf den Teller kommt, z. B. „Jacobsmuschel, Garnele, Rote Bete Apfelkompott, Vanille“ oder „Steinbutt in Zitronenöl confiert, Morchelschaum, Erbsenpüree“. Vorteil dieser Methode: Wenn dann die Teller kommen, staunt jeder Gast, wie sehr die Speisekarte doch untertrieben hat.
Denn die Gerichte, die einem der aufmerksame, manchmal etwas sehr bemühte Service vorsetzt, sind Kunstwerke. Minimalistische Kunstwerke möglicherweise, aber mit höchstem handwerklichen Können in einer Showküche (ja, man darf zugucken!) zubereitet und von feinem Geschmack. Ich hatte das Glück, zweimal von der Apples-Brigade bekocht zu werden. Einmal bei einem Abend in der Hotelbar, in die die Küche einen nicht endenwollenden Strom von kleinen und kleinsten Häppchen schickte: knapp angebratene Würfel vom Thunfisch am Spieß, Rinderbraten mit Kapern und Rosinen, Meeresfrüchte mit Mango, Risotto vom Grünspargel, Jacobsmuschel mit Petersilienwurzelpüree und Banyuls-Sauce, Ochsenbacke mit Vanille-Sellerie-Püree, Erdbeersüppchen, Schokoladencreme, Eispraline… Ich hab nix ausgelassen und so einen wunderbaren Querschnitt der Apples-Küche erschmecken können: der klassischen Kochkunst verpflichtet, aber trotzdem modern, ohne exaltiert zu sein. Einfach, aber nicht simplizistisch. Elegant, aber nicht verspielt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Abend fand nach der Regionalentscheidung des ZEITmagazin-Kochwettbewerbs, an der ich teilgenommen hatte (Platz zwo, platze immer noch vor Stolz) ein Bankett statt, für das der Küchendirektor des Park Hyatt, Andreas Bärenklau, ein Menü komponiert hatte, das  das Thema des Wettbewerbs, Österreich, und den Apples-Stil souverän zusammenführte. Auf einen eleganten, subtilen Auftakt mit mild-säuerlichem Spargel, dezentem Bachsaibling und verheißungsvoll  aromatischen Krebsen folgte eine wuchtige Reverenz an die traditionelle Defigkeit der österreichischen Küche: ein sensationeller Ochse, einmal aromatisch geschmort, einmal butterzart kurzgebraten mit per-fek-ten Beilagen, und schließlich führten die schokoladigen Variationen des Desserts Eleganz und Deftigkeit so angenehm zusammen, dass man begann, Österreich mit der Seele zu suchen, nachdem man den Teller sauber leergeschleckt hatte. Ein Dreigang, der die Küche eines Landes perfekt nachempfunden hatte, ich neigte mein Haupt in begeisterter Demut.
Angesichts der Leistungen von Küche und Service sind die Preise, die die Speisekarte aufruft (Vorspeisen zwischen 10 und 18 €, Hauptgerichte ab 20 €, 4-Gang-Dinner-Menü mit Wein, Wasser und Koffein 55 €) nicht nur angemessen sondern meiner Ansicht nach preiswert.
Wie gesagt, ein hundertprozentig cooler Laden.

Restaurant Apples im Park Hyatt Hotel
Bugenhagenstrasse 8
22095 Hamburg
040 3332 1771

www.apples-restaurant.de

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