Wie soll man so einen Laden beschreiben? „Kernig“ ist das Adjektiv, das einem sofort einfällt. „Retro“ fällt mir als nächstes ein, denn das Breslau-Fuego ist eine von den Kneipen, in denen Besitzer und Stammgäste irgendwann beschlossen haben, zum Augenblick „Verweile doch, du bist so schön!“ zu sagen. Im Falle des Breslau-Fuego muss das ca. Mitte der achtziger Jahre gewesen sein, denn so fühlt es sich heute noch an. Abends läuft auf den im ganzen Laden verteilten Bildschirmen kein Musikvideo, dass jünger ist als zwanzig Jahre, die Stammgäste trinken ihr Bier vorzugsweise aus großen Gläsern, die Batterie der an der Bar angebotenen Beschleuniger ist beeindruckend und die überall herumstehenden Aschenbecher erinnern an eine Westberliner Kneipenszene, die so verraucht war wie ein Bette-Davis-Film.
Täglich gibt es ein Frühstücksbüffet, All-you-can-eat für 5,50 Euro inkl. ein großen Kaffee oder Tee. Auch beim Buffet bleibt das Breslau-Fuego seinem Stil treu: Müsli und Co. verziehen sich verschämt in den Winkel, hier dominieren Hackepeter, Sülze und Schlimme-Augen-Wurst.
Unglaublich, wie man damals gelebt hat. Eiskaltes Bier, fettes Essen und gequarzt, als gäbe es kein Morgen. Aber Hand aufs Herz: war ja eigentlich ‘ne schöne Zeit!
Wer daran erinnert werden möchte, gehe hierhin. Wer die Dinge auf sich beruhen lassen möchte, findet sicher andere Lokale.
Update: Militante Nichtraucher können frohlocken: Im Breslau-Fuego haben sie eine gläserne Trennwand eingezogen und das halbe Lokal zum Raucher-Aquarium gemacht. Tresen und Buffet sind rauchfrei, Political Correctness ist eingezogen, dafür sind Atmosphäre und Stimmung dahin.
Café Breslau-Fuego
Hauptstraße 80
12159 Berlin
030 8525069